Das sollten Sie über Reifen wissen

Verstehen Sie Autoreifen: Von der Bedeutung der Reifenbeschriftung über Mindestprofiltiefen und Reifendruck-Kontrollsysteme bis hin zu den Unterschieden zwischen Sommer- und Winterreifen. Erfahren Sie, wie Reifen Ihre Fahrsicherheit beeinflussen.
Nahaufnahme von einem Reifen

Die Reifen sind neben dem Motor die wohl wichtigsten Komponenten eines Autos: Als einzige direkte Verbindung zwischen PKW und Straße haben sie einen unmittelbaren Einfluss auf das Fahrverhalten und die Sicherheit. Es kann also nicht schaden, mehr über Reifen zu erfahren.

Wie liest man die Beschriftung auf der Seitenflanke?

Eine gute Frage! Oftmals sind Autofahrer beim Entziffern der Reifenbeschriftung recht schnell mit ihrem Latein am Ende. Nehmen wir als Beispiel die Beschriftung 255/55 R18. Dabei handelt es sich um Angaben, die die Reifendimensionen beschreiben. „255“ steht für die Reifenbreite in mm, „55“ für das Querschnittsverhältnis Höhe/Breite, das in unserem Beispiel 55% beträgt. Das „R“ steht für die „radiale Bauart“ des Reifens, die „18“ für den Felgendurchmesser von 18 Zoll.

Außerdem finden Sie auf Ihren Reifen weitere Angaben wie zum Beispiel „105 V“. Die Zahl beschreibt den Tragfähigkeits-Index, ein Code, der die Höchstlast bei einem bestimmten Reifendruck beschreibt. Die „105“ bedeutet, dass der Reifen bei 2,5 bar Reifenfülldruck bis zu 925 Kilogramm tragen kann. Beim folgenden Buchstaben handelt es sich um das Geschwindigkeitssymbol, das Auskunft über die zulässige Höchstgeschwindigkeit des Reifens gibt. In diesem Fall kann der Reifen bis zu einer Geschwindigkeit von 240 km/h eingesetzt werden.

Und noch eine Info ist wichtig: Die sogenannte DOT-Nummer gibt an, wo und wann der Reifen produziert wurde. Für Autofahrer ist vor allem letztere Info wichtig. Die beiden ersten Ziffern geben dabei die Produktionswoche, die beiden letzten das Jahr der Herstellung an. Wenn auf dem Reifen also beispielsweise 4408 steht, wurde der Reifen in KW44 im Jahr 2008 produziert und sollte möglicherweise bald ausgetauscht werden. Denn die grundsätzliche Lebenserwartung eines Autoreifens beläuft sich auf etwa acht bis zehn Jahre, weil Reifen mit zunehmendem Alter spröde werden.

Die Sache mit der Mindestprofiltiefe

Der Gesetzgeber schreibt bei Autoreifen eine Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimetern vor. Die meisten Autofahrer wechseln allerdings deutlich früher auf neue Pneus – auch weil unabhängige Organisationen wie der ADAC empfehlen, die Reifen nicht bis zur Mindestprofiltiefe zu nutzen. Sommerreifen sollten bei 3 Millimetern, Winterreifen schon bei 4 Millimetern Restprofiltiefe erneuert werden. Warum, fragen Sie sich? Vor allem bei Nässe nimmt die Bremsperformance bei abgefahrenen Reifen ab. Die Einordnung der Haftung bei Nässe einzig und allein auf Basis des vorhandenen Profils vorzunehmen, greift allerdings zu kurz. Denn es kommt durchaus vor, dass abgefahrene Reifen von Top-Marken einen kürzeren Bremsweg als neue Reifen von anderen Herstellern aufweisen.

Schon mal etwas vom „Sägezahn“ gehört?

Beim Fahren kommt es an den Profilblöcken des Reifens zu hohen Schlupfbewegungen, die unter Umständen zu einem stufenförmigen oder eben sägezahnförmigen Verschleißbild führen können. Und zwar meist an den Reifen der nicht angetriebenen Achse. Die Folge ist eine verminderte Laufruhe und ein schlechteres Geräuschverhalten. Dem Sägezahnverschleiß können Sie durch eine stets korrekte Einstellung und Überwachung des Luftdrucks und durch frühzeitiges Wechseln (etwa 5.000 bis 8.000 km) der Räder von vorn nach hinten vorbeugen.

Was hat es mit RDKS auf sich?

Bereits seit 2014 müssen Neuwagen mit einem Reifendruck-Kontrollsystem (kurz: RDKS) ausgerüstet sein. Diese Systeme überprüfen den Luftdruck der Reifen und warnen den Autofahrer, wenn der Luftdruck zu niedrig ist. Eine gute Erfindung also – die allerdings auch einen kleinen Haken hat. Denn wenn neue Reifen montiert werden, müssen die Sensoren neu an das Fahrzeug angelernt werden, um die störungsfreie Kommunikation zwischen Sensor und RDKS-Empfänger sicherzustellen. Deshalb sollten Sie bei einem anstehenden Radwechsel Ihren Händler ansprechen.

Bremsweg von Winterreifen auf verschneiter Fahrbahn bei 50 km/h bis zum Stillstand.


Sommer- und Winterreifen: die Spezialisten für die jeweilige Jahreszeit

Warum in der wärmeren Zeit des Jahres Sommerreifen und in der kalten Jahreszeit Winterreifen gefahren werden sollten, liegt vor allem an der unterschiedlichen Gummimischungen.

Winterreifen unterscheiden sich darin deutlich von Sommerreifen, denn sie bestehen aus einer weicheren Gummimischung, die auch bei großer Kälte elastisch bleibt. Das sorgt für bei kühlen Temperaturen für mehr Fahrstabilität und kürzere Bremswege als mit Sommerreifen.

Darüber hinaus ist auch das Profil bei Winterreifen gröber strukturiert und hat zahlreiche Lamellen. Dies sorgt für guten Grip auf Schnee und Eis, was sich bei Kurvenfahrten, beim Anfahren und Bremsen positiv auswirkt.

Die Winterreifen im Sommer einfach weiterzufahren, ist jedoch auch keine gute Idee.

Bei hohen Temperaturen zeigen Winterreifen Schwächen, die gefährlich werden können. In einem ADAC-Test benötigten Fahrzeuge mit Winterreifen auf trockener Straße bei sommerlichen Temperaturen bis zu 16 Meter mehr Bremsweg. Interessantes Detail dieses Tests: Je höher die Profiltiefe der Winterreifen und je höher die Umgebungs- und Asphalttemperaturen, desto länger fiel der Bremsweg aus.

Veröffentlicht am:
5.10.2023